Hildebrand erklärt sich vor den Medien: «Rücktritt war kein Thema»
Nationalbank-Präsident hat vor den Medien die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Er bereut zwar die umstrittene Transaktion - betont aber, immer regelkonform gehandelt zu haben. Philipp Hildebrand, der oberste Notenbanker der Schweiz, sprach für einmal in ein Blitzgewitter, dass nicht dem kranken Euro und dem überstarken Franken galt, sondern seiner eigenen Person. Er wehrte sich genauso wie ein Fels in der Brandung, wie er es getan hatte, als der Druck der europäischen Schuldenkrise die Schweizer Währung zu zerquetschen drohte. «Die Vorwürfe haben ein Ausmass erreicht, gegen das ich mich mit aller Kraft wehren muss.» So das erste Wort an diesem denkwürdigen Tag.
Ihm hatte die «Weltwoche» in der neusten Ausgabe vorgeworfen, sich im letzten Jahr durch Devisengeschäfte zu Unrecht um 75 000 Franken bereichert zu haben. Ein IT-Mitarbeiter der Bank Sarasin, bei der Hildebrand Konten besitzt, hatte den Vorfall ins Rollen gebracht. Indem er die Informationen über die Währungstransaktionen an SVP-nahe Kreise weitergab, worauf sie schliesslich an den Parteistrategen Christoph Blocher und von dort an den Bundesrat gelangten und eine Untersuchung auslösten.
Ruhig und gefasst
In der Medienkonferenz bekräftigte Hildebrand, er sei sich keiner Schuld bewusst. Jedoch stelle die Öffentlichkeit zu Recht die Frage nach dem moralischen Aspekt. Und Hildebrand stellte sich vor die Medienmeute; ruhig und gefasst.
Am 15. Dezember sei er von der Bundespräsidentin und der Finanzministerin mit der Frage konfrontiert worden, ob er im Zusammenhang mit der Franken-Euro-Untergrenzenfestsetzung eine unzulässige persönliche Bereicherung getätigt habe. Darauf habe er sofort seine Vermögensverhältnisse offengelegt und eine Untersuchung ermöglicht. Die prüfende Gesellschaft Price Waterhouse Coopers habe jedoch keinen Verstoss gegen das interne Reglement festgestellt.
Haus verkauft, Wohnung gekauft
Warum aber hatte der Nationalbankpräsident Fremdwährungen gehalten? Hildebrand begründete das Halten von US-Dollar mit der schweizerisch-amerikanischen Doppelbürgerschaft seiner Frau, die auf seine Konten Vollmachten habe. Nach dem Verkauf seines Ferienhauses im Berner Oberland habe er 1,1 Millionen Franken zu einem Dollar-Frankenkurs von 93 Rappen in Dollar angelegt. Als er im Herbst eine Ferienwohnung im Kanton Graubünden kaufen wollte, habe er am 4. Oktober einen Teil des Kaufpreises mit einem Dollar-Frankenkurs von 92 Rappen beglichen. Im April, Mai und Oktober habe die Familie Euro für 114 000 Franken gekauft für den Erwerb von Booten, Bildern und so weiter.
Die grosse und von der Weltwoche kritisierte Transaktion von 400 000 Franken in 504 477 Dollar habe seine Frau am 15. August ohne sein Wissen per E-Mail getätigt. Sie habe den US-Dollaranteil auf 50 Prozent erhöhen wollen. Der Sarasin-Kundenberater habe den Auftrag am gleichen Tag bestätigt. Er, Philipp Hildebrand, habe die Bestätigung am nächsten Tag gelesen und den Kundenberater angewiesen, dass ohne sein Wissen künftig nicht mehr solche Geschäfte getätigt werden dürften. Ebenso habe er auch die Compliance-Abteilung der SNB informiert. Dem Gewinnvorwurf sei er schliesslich vor Weihinachten durch eine Überweisung von 75 000 Franken an die Berghilfe entgegen getreten.
Und dann drehte Hildebrand den Spiess um. Er bedauere, dass Verfechter des Bankgeheimnisses ausgerechnet eine Bankgeheimnisverletzung in Kauf nehmen, um seine Transaktionen ans Licht zu bringen. Er könne verstehen, dass die Art gewisser Transaktionen und die Wiedergabe in den Medien seine Integrität in Zweifel ziehen könnten.
Mehr Transparenz als Lehre
Hildebrands Lehre aus der Geschichte ist, dass die weitere Transparenz der Direktoren in der SNB unerlässlich ist. Mitglieder des Direktoriums sollen künftig verpflichtet werden, Transaktionen über 20 000 Franken sowohl von der internen Compliancestelle als auch von der externen Revisionsstelle auf ihre Zulässigkeit hin überprüft werden.
Der Nationalbankpräsident gestand auch einen Fehler ein: Er hätte seine Frau nicht gewähren lassen sollen. Mit dem heutigen Wissen hätte er die Transaktion vom 15. August rückgängig gemacht. Seine Frau Kashya Hildebrand, selbst lange in der Finanzbranche tätig, sei eine starke Persönlichkeit, begründete Hildebrand den erstaunlichen Umstand, dass er von der 400 000-Franken-Transaktion keine Kenntnisse hatte. Dennoch betonte der SNB-Chef, er habe immer regelkonform gehandelt.